Männer, egal ob links oder nicht, sind keine perfekten Engel, sie sind keine Kleinkinder und sie sind nicht nur Hunde, die man an die Leine legen muss.
Sondern sie sind Männer, in deren Männlichkeit eine Gewalt angelegt ist, die auf einer Abwehr des Weiblichen basiert. Trotzdem sind sie auch unsere Genossen, unsere Geliebten, unsere Freunde oder unsere Brüder. Wird dieser Widerspruch nicht ausgehalten und aus einer fatalistisch performativen Haltung heraus zu einer Überhöhung einzelner „nicht so schlimmer“ Männer gemacht, dann wird die Gewalt, die im Patriarchat und Männlichkeit angelegt ist, nicht ernst genommen. Das ist insofern gefährlich, als eine Infantilisierung von Männern als Form der Idealisierung als Möglichkeit erscheint, der abstrakten Männlichkeit von konkreten Männern im Alltag und in den eigenen Beziehungen zu entfliehen
Beziehungen mit Männern, gerade die romantischen und heterosexuellen, anzuzweifeln, zu hinterfragen oder sich selbst moralisch für sie zu verurteilen, ist dem Feministin-Sein eingeschrieben. Sich einzugestehen, als Feministin zwischen den persönlichen schmerzhaften Erfahrungen durch Männer (+ denen, die sie anderen Frauen zugefügt haben) und einem Begehren nach männlicher Anerkennung und der Zuneigung für einzelne, konkrete Männer, zu stehen, ist schmerzhaft und kaum erträglich, aber möglich.
Anstatt dieses Gefühl zu verleugnen und eine vermeintliche feministische Widerspruchsfreiheit zu propagieren, wäre die Anerkennung dieser Spannung ein erster Schritt, um mit ihr leben zu können.



